Während Argentinien, Ecuador und Venezuela versuchen durch
neue Mediengesetze, die Medienlandschaft zu demokratisieren und denen eine Stimme
zu geben, die bisher keine hatten, ist die Situation in Kolumbien
unverändert und es lohnt sich daher einen Blick auf die dortige Situation zu
werfen, um zeigen zu können warum die Gesetzesinitiativen in den Lateinamerikanischen
Ländern notwendig und wünschenswert sind.
Gezielte Desinformationen über soziale Proteste
Weltweit haben wir es mit einem Prozess zu tun, der den
Kapitalismus als einzig wahres und sinnvolles System darstellt und überall, wo
dieses System in Frage gestellt wird, werden militärische Stützpunkte
errichtet, wird sich in die Politik der Nationalstaaten eingemischt und wird
durch Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds, dieses
Infragestellen im Keim erstickt. Dabei sind gerade die Massenmedien an
vorderster Front wenn es um die Verbreitung dieses vermeintlich alternativlosen
Wirtschaftssystems geht. Verwunderlich ist dies allerdings nicht, wenn man sich
anschaut wer bei den Massenmedien das Sagen hat.
TV Lies by Yoximar |
Im Falle Kolumbiens sind die Medien in den Händen einiger
weniger nationaler und internationaler Großkonzerne, die so fast den kompletten
Mediensektor in Kolumbien dominieren. Die beiden großen Medienkonzerne RCN und
CARACOL sind auf der einen Seite Teil des spanischen Medienriesen PRISA und gehören auf der anderen der Gruppe Ardilla Lülle, Incauca (RCN) und der Gruppe Santo
Domingo (CARACOL). Diese Verbindung zwischen wirtschaftlichen Monopolen und
Oligopolen und den Massenmedien führt immer wieder zu einer gezielten
Manipulation der öffentlichen Meinung zur Durchsetzung der eigenen Interessen der
Großkonzerne.[1]
In Kolumbien wirkt sich dies immer häufiger auf die
Berichterstattung über soziale Proteste aus, die in den Nachrichten immer in
die Nähe von Terror- und Aufstandsgruppen gestellt werden. So werden unter
anderem die Studentenproteste
in Kolumbien immer wieder mit Guerillagruppen in Verbindung gebracht. Und
von Seiten des Staates werden Demonstration mithilfe der ESMAD
brutal beendet. Die Proteste werden von zwei Seiten demontiert. Zuerst wird
über die Medien das Bild vermittelt es handele sich um Terroristen,
Delinquenten, etc. und in einem zweiten Schritt wird mit der ESMAD der Protest zerschlagen,
was wiederum in den Medien als einzig richtiger Umgang mit diesen „Terroristen“
dargestellt wird.[2]
Aber nicht nur das Fernsehen und das Radio spielen bei
dieser gezielten Diffamierung sozialer Proteste mit. El Tiempo, die
auflagenstärkste Tageszeitung befindet sich im Besitz des Präsidenten Juan Manuel Santos,
die ebenfalls bei dieser Schlammschlacht mitmacht. Die Einflussnahme von der
Politik auf die Medienkonzerne und umgekehrt, wird in Kolumbien so mehr als
deutlich.
Abhilfe?
Eine Möglichkeit diese gegenseitige Einflussnahme zu beenden
ist die Demokratisierung und Pluralisierung der Medienlandschaft in Kolumbien.
Zwar gibt es bereits einige lokale Organisationen, die versuchen alternative
Informationen zu verbreiten, jedoch scheitern diese Projekte aufgrund der
Übermacht der großen Medienkonzerne und deren Verbindungen mit der Politik.
[1] Vargas Vásquez, M./García Cruz, D. A./Camacho
Rodríguez, J.A. (2012): Massenmedien in Kolumbien. Einige Anregungen zur
Gestaltung popularer Kommunikation, in: Lateinamerikagruppe Marburg (Hrsg.):
Medien und Demokratie in Lateinamerika (Manuskripte 95),
Rosa-Luxemburg-Stiftung, URL: http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Manuskripte/Manuskripte_95.pdf,
S. 234f.
[2] vgl. ebd., S. 238.
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