Montag, 25. März 2013

Warum neue Mediengesetze notwendig und richtig sind: Die kolumbianischen Medien und die sozialen Proteste



Während Argentinien, Ecuador und Venezuela versuchen durch neue Mediengesetze, die Medienlandschaft zu demokratisieren und denen eine Stimme zu geben, die bisher keine hatten, ist die Situation in Kolumbien unverändert und es lohnt sich daher einen Blick auf die dortige Situation zu werfen, um zeigen zu können warum die Gesetzesinitiativen in den Lateinamerikanischen Ländern notwendig und wünschenswert sind.


Gezielte Desinformationen über soziale Proteste

Weltweit haben wir es mit einem Prozess zu tun, der den Kapitalismus als einzig wahres und sinnvolles System darstellt und überall, wo dieses System in Frage gestellt wird, werden militärische Stützpunkte errichtet, wird sich in die Politik der Nationalstaaten eingemischt und wird durch Institutionen wie den Internationalen Währungsfonds, dieses Infragestellen im Keim erstickt. Dabei sind gerade die Massenmedien an vorderster Front wenn es um die Verbreitung dieses vermeintlich alternativlosen Wirtschaftssystems geht. Verwunderlich ist dies allerdings nicht, wenn man sich anschaut wer bei den Massenmedien das Sagen hat.

TV Lies by Yoximar
Im Falle Kolumbiens sind die Medien in den Händen einiger weniger nationaler und internationaler Großkonzerne, die so fast den kompletten Mediensektor in Kolumbien dominieren. Die beiden großen Medienkonzerne RCN und CARACOL sind auf der einen Seite Teil des spanischen Medienriesen PRISA und gehören auf der anderen der Gruppe Ardilla Lülle, Incauca (RCN) und der Gruppe Santo Domingo (CARACOL). Diese Verbindung zwischen wirtschaftlichen Monopolen und Oligopolen und den Massenmedien führt immer wieder zu einer gezielten Manipulation der öffentlichen Meinung zur Durchsetzung der eigenen Interessen der Großkonzerne.[1]

In Kolumbien wirkt sich dies immer häufiger auf die Berichterstattung über soziale Proteste aus, die in den Nachrichten immer in die Nähe von Terror- und Aufstandsgruppen gestellt werden. So werden unter anderem die Studentenproteste in Kolumbien immer wieder mit Guerillagruppen in Verbindung gebracht. Und von Seiten des Staates werden Demonstration mithilfe der ESMAD brutal beendet. Die Proteste werden von zwei Seiten demontiert. Zuerst wird über die Medien das Bild vermittelt es handele sich um Terroristen, Delinquenten, etc. und in einem zweiten Schritt wird mit der ESMAD der Protest zerschlagen, was wiederum in den Medien als einzig richtiger Umgang mit diesen „Terroristen“ dargestellt wird.[2]

Aber nicht nur das Fernsehen und das Radio spielen bei dieser gezielten Diffamierung sozialer Proteste mit. El Tiempo, die auflagenstärkste Tageszeitung befindet sich im Besitz des Präsidenten Juan Manuel Santos, die ebenfalls bei dieser Schlammschlacht mitmacht. Die Einflussnahme von der Politik auf die Medienkonzerne und umgekehrt, wird in Kolumbien so mehr als deutlich.

Abhilfe?

Eine Möglichkeit diese gegenseitige Einflussnahme zu beenden ist die Demokratisierung und Pluralisierung der Medienlandschaft in Kolumbien. Zwar gibt es bereits einige lokale Organisationen, die versuchen alternative Informationen zu verbreiten, jedoch scheitern diese Projekte aufgrund der Übermacht der großen Medienkonzerne und deren Verbindungen mit der Politik.

Eine Mediengesetzgebung, wie sie in Argentinien und Ecuador angestrebt wird, wäre ein wichtiger und richtiger Schritt zur Überwindung, ob es dazu jedoch im Falle Kolumbiens kommt ist aufgrund des Einflusses der kolumbianischen Medienkonzerne nahezu ausgeschlossen. Und dass Seitens Organisationen wie Reporter ohne Grenzen befürchtet wird, dass die Meinungsfreiheit in Argentinien und Ecuador durch die neue Mediengesetzgebung gefährdet ist, erscheint bei der Betrachtung der Situation in Kolumbien, in der die Meinungsfreiheit sich auf die Medienkonzerne und die Regierung beschränkt, geradezu absurd, wenn man bedenkt, dass die dortigen Medienlandschaften kaum anders aussehen.




[1] Vargas Vásquez, M./García Cruz, D. A./Camacho Rodríguez, J.A. (2012): Massenmedien in Kolumbien. Einige Anregungen zur Gestaltung popularer Kommunikation, in: Lateinamerikagruppe Marburg (Hrsg.): Medien und Demokratie in Lateinamerika (Manuskripte 95), Rosa-Luxemburg-Stiftung, URL: http://www.rosalux.de/fileadmin/rls_uploads/pdfs/Manuskripte/Manuskripte_95.pdf, S. 234f.
[2] vgl. ebd., S. 238.

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